Okulokutane Zeichen der Endokarditis

Klaus Fritz et al. Das Erkennen von Symptomen an Haut oder Augen kann zur Diagnose einer internen Erkrankung führen und manchmal lebensrettend sein. Wenig bekannt sind die okulokutanen Anzeichen als ­Symptom einer Endokarditis.

Schlüsselwörter: Endokarditis, okulokutane Zeichen

 

Zitierweise: HAUT 2024;35(3):108-109.

Abstract

Recognizing symptoms in skin, or eyes, may lead to the diagnosis of an internal disease. This may be lifesaving. Oculocutaneous signs as symptoms of an endocarditis are little-known. 
Key words: endocarditis, oculocutaneous signs

Es ist nicht leicht, eine Endokarditis nachzuweisen. Die Beschwerden erinnern zu Beginn an „banale“ Infekte ohne Beteiligung des Herzens: Fieber, Schwäche, Leistungsabfall und Appetitlosigkeit. Ist die Endokarditis weiter fortgeschritten, deuten Herzgeräusche auf eine Undichtigkeit der Herzklappen hin. Auch die Milz kann vergrößert sein. Im Blutbild findet sich eine Leukozytose als Anzeichen einer Entzündung, Blutsenkungs­geschwindikeit und C-reaktives Protein sind erhöht. Laborwerte reichen zur Diagnostik aber leider oft nicht aus.

Die Echokardiografie1 zeigt bei einer Endokarditis Vegetationen am Endokard, speziell an den Herzklappen: meist kleine Thromben, die mit Bakterien durchsetzt sind. Im Zweifelsfall ist eine Magnetresonanztomografie des Herzens notwendig, in seltenen Fällen eine Endokardbiopsie2.

Endokarditis: meist bakteriell verursacht, unbehandelt letal

Auslöser der Endokarditis ist meist eine bakterielle Infektion, die möglichst schnell mit Antibiotika behandelt werden muss. Seltener beruht eine Herzinnenhaut-Entzündung auf einer anderen Erkrankung (z. B. Pilzinfektion, Autoimmunkrankheit).

Die Inzidenz der mikrobiell verursachten (infektiösen) Endokarditis (IE) liegt bei 30/ 1.000.000. Die IE verläuft unbehandelt letal. Die Letalitätsrate hängt von klinischen Faktoren, dem ursächlichen Erreger, aber auch vom Zeitpunkt der Diagnosestellung und dem Einleiten einer adäquaten Therapie ab3.

Endokarditis und SARS-CoV-2

In der Pandemie traten Endokarditiden sowohl als Nebenwirkung als auch als Langzeitfolge von SARS-CoV-2-Infektionen auf, außerdem wurden sie nach Impfungen berichtet.

In einer Studie erfüllten 0,6 % bis 3 % der Sportler bei einer Kontrolluntersuchung vor Wiederaufnahme des Trainings die modifizierten Lake-Louise-Kriterien für eine klinische Myokarditis. Jetzt legen erste Fallberichte nahe, dass solche Herzschäden und Herzmuskelentzündungen auch noch mehrere Wochen nach der akuten Virusinfektion auftreten können. Ähnliche Fälle von nachfolgender Myokarditis kennt man aber auch von einigen anderen viralen Erkrankungen.

Angesichts der zunehmend vorkommenden Endokarditis als Komplikation im Rahmen der COVID-Infektionen ist es auch für Dermatologen wichtig zu wissen, dass es Symptome an Haut und Augen dafür gibt, die bei klinischer Untersuchung zu erkennen sind.

Kutane Einblutungen als Hinweis auf Endokarditis

Mittels einer Literaturrecherche nach dem Zusammenhang zwischen Endokarditis und Hautsymptomen fanden wir die folgenden Ergebnisse: Visuelle Hinweise, einschließlich Augenbefunde, können die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Diagnose einer Endokarditis gestellt wird. An der Haut verursachen die Embolien Einblutungen in die Haut: Janeway-Läsionen (schmerzlose Einblutungen an Hand- und Fußsohle) (Abb. 1) oder Osler-Knötchen (schmerzende, knotige Blutungen in Fingern und Zehen) und ­Splitterblutungen.

Petechiale Blutungen oder Purpura sind bei weitem die häufigsten mukokutanen Manifestationen der infektiösen Endokarditis. Des Weiteren gehören dazu isolierte palatinale oder konjunktivale Läsionen oder Läsionen ähnlich thrombotisch-thrombo­zytopenischen Purpura, die der palpablen Purpura der leukozytoklastischen Vaskulitis ähneln können. Splitterblutungen sind ein häufiger dermatologischer Befund bei fast 19 % bei stationär aufgenommenen Patienten. Obwohl meist auf ein Trauma zurückzuführen, können auch andere klinische Szenarien zu einzelnen oder multiplen Splitterblutungen führen. Diese deuten insbesondere dann auf eine bakterielle Endokarditis hin, wenn sie mit anderen klinischen Manifestationen, einschließlich Augenmanifestati­onen, einhergehen.

An den Nägeln sind kleinste punktförmige Einblutungen zu sehen (Petechien). Die Dermoskopie kann oft die kleinsten Streifen in einem Nagelbett aufdecken. Dann müssen auch andere entzündliche Erkrankungen differenzialdiagnostisch abgeklärt werden.

Okuläre Einblutungen und Gefäßverschlüsse als Hinweis auf Endokarditis

Wie die kutanen Befunde der Endokarditis sind auch die okulären Befunde vielfältig und in der Regel nicht spezifisch.

An der Netzhaut sind Gefäßverschlüsse und Einblutungen feststellbar. Schätzungsweise 2 % der Endokarditis-Patienten haben Roth-Flecken, manchmal auch als Litten-Flecken bezeichnet, die sich als blass-weiße zentrierte Netzhautblutungen auf dem Augenhintergrund zeigen.

Fazit

Solche Zeichen sind nicht spezifisch, können aber eine große Hilfe sein, die zur Diagnose einer Endokarditis führt oder sie bestätigt.

Literatur

1. Evangelista A, Gonzalez-Alujas MT. Echocardiography in infective endocarditis. Heart 2004;90:614-617.
2. Morris AJ, Drinkovic D, Pottumarthy S et al. Gram Stain, Culture, and Histopathological Examination Findings for Heart Valves Removed because of Infective Endocarditis. Clin Infect Dis 2003;36:697-704.
3. Naber CK et al. 1007 S2-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der infektiösen Endokarditis. Z Kardiol 2004;93:1005-1021. DOI 10.1007/s00392-004-0183-0 . ZFK 0183 

Korrespondenzadresse

Univ.-Professor associat (inv. Ro) Dr. med. Klaus Fritz
Büro: Reduitstraße 13, 76829 Landau
E-Mail: drklausfritz(ett)drklausfritz.com

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