In 8 Schritten die Arztpraxis fit für die Zukunft machen

Die Zukunftssicherung einer Arztpraxis erfordert eine ganzheitliche Strategie, die verschiedene Managementaspekte wie Kosten- und Ergebniskontrolle, Technologie, Patientenversorgung, Mitarbeiterengagement und Geschäftsabläufe berücksichtigt. Nur durch eine kontinuierliche Praxisoptimierung können Sie sicherstellen, dass Ihre Praxis für die Zukunft gerüstet ist. Eine Praxis ist wie ein kleines mittelständisches Unternehmen, das gemanagt werden will. Je besser die Praxis heute aufgestellt ist, desto erfolgreicher wird ihre Zukunft sein. Dabei gilt es, alle Strategien und Maßnahmen kontinuierlich den sich verändernden Gegebenheiten anzupassen.


„Wir können die Windrichtung nicht bestimmen, aber wir können die Segel richtig setzen.“ Frei nach der Devise des Aristoteles gilt es, die Praxis den sich ändernden Bedingungen anzupassen.


Im Folgenden stellen wir einige wichtige Schritte vor, wie Sie Ihre Arztpraxis fit für die Zukunft machen können.

1. Rentabilität

Eine zukunftsfähige Praxis muss in erster Linie rentabel sein, damit sich der Aufwand lohnt. Die Rentabilität einer Praxis hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Effizienz der Betriebsab­läufe, Patientenbindung, Einnahmequellen und Kostenmanagement. Die Kontrolle der Kosten ist entscheidend, um die Rentabilität der Praxis sicherzustellen. Dies beinhaltet die Überwachung und Steuerung von Ausgaben z. B. für medizinische Ausrüstung, Personal, Versicherungen und andere betriebliche Aufwendungen. Eine effiziente Kostenkontrolle, möglichst über einen Plan-Ist-Vergleich, hilft, die Rentabilität zu sichern und die finanzielle Stabilität der Praxis langfristig zu gewährleisten. 

Bei einem effektiven Kostenmanagement geht es darum, regelmäßig die Betriebskosten zu überprüfen. Nicht nur gilt es, Möglichkeiten zur Kosteneinsparung zu identifizieren, ohne die Qualität der Versorgung zu beeinträchtigen, sondern auch zukünftige Entwicklungen einzuschätzen. Es ist wichtig, dass die Kontrollmechanismen kontinuierlich überprüft und angepasst werden, um den sich ändernden Anforderungen und Standards jederzeit gerecht werden zu können.

2. Innovationen

Zukunftsfähig zu sein, bedeutet gleichzeitig innovativ zu sein. Nutzen Sie alle möglichen Innovationen, sofern sie für Ihre Praxis als sinnvoll eingestuft werden und umsetzbar sind. Investieren Sie z. B. in telemedizinische Plattformen, die es Ihrer Patientenschaft ermöglichen, virtuelle Praxis­besuche abzuhalten. Dies verbessert die Zugänglichkeit der Patientenversorgung und ermöglicht es Ihnen, auch außerhalb der normalen Praxiszeiten Dienstleistungen anzubieten. Stellen Sie sicher, dass Ihre Praxis vollständig auf elektronische Patientenakten (ePA) umgestellt ist. Dies erleichtert die Verwaltung von Patientendaten, verbessert die Genauigkeit und Effizienz der Behandlung sowie die Kommunikation innerhalb des Praxisteams.
Achten Sie bitte darauf, dass Ihre Praxis die geltenden Datenschutzbestimmungen einhält und robuste Sicherheitsmaßnahmen implementiert, um Patientendaten vor Cyberangriffen und Datenschutz­verletzungen zu schützen.

3. Kompetenz

Stellen Sie sicher, dass Ihr Team sowohl medizinisch als auch technisch versiert ist, um den Anforderungen einer modernen Gesundheitsversorgung gerecht zu werden. So wie die Ärztin oder der Arzt regelmäßig Fort- und Weiterbildungen besuchen muss, sollte er auch seine Mitarbeitenden regelmäßig schulen. Das bietet sich insbesondere an, wenn z. B. in neue Technologien investiert wird, aber auch in Behandlungsmethoden. 

4. Freundlichkeit


„Wer kein freundliches Gesicht besitzt, sollte keinen Laden auf­machen“, besagt ein chinesisches Sprichwort. Freundlichkeit und Empathie sind das oberste Gebot – auch in der Praxis.


Freundlichkeit und Empathie sind das oberste Gebot des Praxispersonals. Mit einem „Drachen“ an der Rezeption gewinnt man keine Neuzugänge und Bestandspatienten können zunehmend unzufrieden werden. Dasselbe gilt aber auch für die behandelnde Ärztin oder den Arzt, die bzw. der sich nicht nur durch Fachkompetenz, sondern auch durch Empathie und ein freundliches Wesen auszeichnen sollte. Gerade bei der Ärztin oder dem Arzt kommt es auf eine partnerschaftliche Beziehung zwischen sich und der Patientin bzw. dem Patienten an, die auf Freundlichkeit, gegenseitigem Respekt und gemeinsamer Entscheidungsfindung basiert. Dadurch kann eine dauerhafte Zufriedenheit aller Beteiligten gewährleistet werden.

5. Marketing

Zeigen Sie sich, seien Sie präsent! Nutzen Sie Marketingstrategien, um Ihre Praxis bekannter zu machen und Neupatienten anzuziehen. Eine professionelle Webseite, Präsenz in den sozialen Medien und Online-Bewertungen können dazu beitragen, das Vertrauen der Patientenschaft zu stärken und potenzielle Neuzugänge zu gewinnen.

Was macht Ihre Praxis aus? Wie heben Sie sich von Ihren Kolleginnen und Kollegen bzw. Wettbewerbern ab? Finden Sie heraus, was das Besondere an Ihrer Praxis ist. Befragen Sie dazu auch Personal und Patientenschaft. Diese Stärke sollten Sie weiter ausbauen und medial kommunizieren. Das Empfehlungsmanagement ist insbesondere im medizinischen Bereich wichtig. Beziehen Sie Ihre Patientinnen und Patienten proaktiv ein und messen Sie deren Zufriedenheit.

Implementieren Sie Strategien zur Verbesserung der Patienten­erfahrung, wie beispielsweise Online-­Terminplanung, Erinnerungen an Termine per SMS oder E-Mail, und schaffen Sie eine angenehme Umgebung in der Praxis. Bieten Sie Möglichkeiten für Feedback und Bewertungen an, um die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten kontinuierlich zu verbessern. Ein proaktives Beschwerdemanagement ist eine hervorragende Möglichkeit, die Praxis positiv weiterzuentwickeln.

6. Praxisausstattung

Kaum jemand geht gerne zur Ärztin oder zum Arzt, deshalb sollte die Praxis ein Ambiente bieten, in dem sich die Patientenschaft wohl fühlen kann. Das fängt an der Rezeption an, umfasst sowohl die diagnostischen Geräte als auch die Behandlungsapparate und hört bei der Freundlichkeit auf. 
Wenn eine Praxis nicht den modernen Ansprüchen genügt, weil sie alt und verstaubt wirkt, verlieren die Menschen schnell das Vertrauen. Investieren Sie nicht nur in Geräte und die Ausstattung, die möglichst immer auf dem neuesten Stand sein sollte, sondern auch in Mobiliar und Dekorationselemente. Renovieren und modernisieren Sie die Praxis regelmäßig und achten Sie darauf, dass die Hygiene Ihrer Behandlungsräume sichtbar und „spürbar“ ist. Das gilt darüber hinaus auch für die Kleidung des Praxisteams, die mit einem ansprechenden Praxislogo einen guten Teamspirit vermitteln kann. Namensschilder ergänzen dies und ermöglichen eine direkte Ansprache.

7. Vernetzung

Eine effektive Vernetzung kann dazu beitragen, die Qualität der Versorgung zu verbessern, die Effizienz zu steigern und die Patientenzufriedenheit zu erhöhen. Suchen Sie nach Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit ärztlichen Kolleginnen und Kollegen, Gesundheitsdienstleistern, Krankenhäusern oder medizinischen Einrichtungen. Durch die Integration in ein Netzwerk können Sie Ressourcen teilen, Synergien schaffen und die Qualität der Versorgung kontinuierlich verbessern.  

Durch den Aufbau von Netzwerken mit anderen Ärztinnen und Ärzten sowie Fachleuten können Sie bei Bedarf an Spezialisten überweisen oder diese konsultieren. Dies ermöglicht eine umfassendere und ganzheitlichere Versorgung.

Eine Partnerschaft mit einem örtlichen Krankenhaus kann den Zugang zu spezialisierten Diensten, diagnostischen Einrichtungen und zur Notfallversorgung verbessern. Außerdem kann eine enge Zusammenarbeit die Koordination der Versorgung zwischen der Arztpraxis und dem Krankenhaus erleichtern.

Der Beitritt zu medizinischen Netzwerken und Verbänden kann den Zugang zu Ressourcen, Schulungen und Fachwissen verbessern. Außerdem können Sie von Best Practices und aktuellen Entwicklungen in der medizinischen Praxis profitieren.

8. Nachhaltigkeit

Implementieren Sie umweltfreundliche Praktiken und Abläufe in Ihrer Praxis, wie z. B. die Reduzierung des Papierverbrauchs durch digitale Dokumentation, energiesparende Technologien und Recyclingprogramme. Diese nachhaltige Praxiswirtschaft hilft nicht nur, die Kosten zu senken, sondern verbessert auch das Image Ihrer Praxis. 

Fazit der Praxisoptimierung

Indem Sie die acht Schritte und Maßnahmen proaktiv umsetzen und kontinuierlich an der Weiterentwicklung der Praxis arbeiten, können Sie sicherstellen, dass sie für die Zukunft gerüstet ist und Sie eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung anbieten können. 

Auch wenn für das Gesundheitswesen häufig eine Konzentration vorausgesagt wird, ist die Einzelpraxis keinesfalls ein Auslaufmodell. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass die aktuell bundesweite Anzahl sich in den nächsten Jahren deutlich reduzieren wird. Denn bereits heute ist ein hoher Anteil der Praxisinhaberinnen und Praxisinhaber älter als 55 Jahre und denkt konkret über die eigene Work-Life-Balance nach. Wenn diejenigen, die derzeit um die 60 Jahre oder bereits älter sind, demnächst in den Ruhestand gehen, wird die Anzahl der Praxisschließungen nicht durch die Zahl der Praxisneugründungen und -übernahmen aufgewogen werden können. Deshalb ist es umso wichtiger, bereits heute kontinuierlich an der Zukunftsfähigkeit Ihrer Praxis zu arbeiten, damit diese für Sie selbst, Ihr Praxisteam und die Patientenschaft interessant bleibt ... und später dann vielleicht doch ein Nachfolger gefunden werden kann. Entwickeln sie Ihre Stärken. Viel Erfolg!

Uwe Zoske
med3 – Beratung für Heilberufe
Alexander-Diehl-Straße 12
55130 Mainz
06131-912 56 77
zoske@med3.net
www.med3.net

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