Alzheimer: Entzündung im Gehirn stoppen

Wie kann man die Alzheimer-Erkrankung zukünftig besser behandeln? Spannende neue Erkenntnisse zu dieser zentralen Frage im Kampf gegen die Krankheit liefert jetzt die Studie eines Forschungsteams am Institut für Neurophysiologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Madry.

 

Mikrogliazellen, die eine entscheidende Rolle beim Schutz und der Regeneration von Gehirnzellen spielen, stehen im Mittelpunkt des Projektsvon Prof. Dr. Madry und seinem Team. Sie erforschen, warum die Funktion der Mikrogliazellen im Gehirn von Menschen mit Alzheimer gestört ist und es so zu den gefährlichen Ablagerungen und neurotoxischen Entzündungsprozessen kommen kann. Insbesondere interessiert die Forschenden die Funktion von Ionenkanälen, die eine wichtige Rolle für die Immunantwort der Mikroglia spielen.

THIK-1-Kaliumkanäle als möglicher Schlüssel zu neuen Alzheimer-Therapien

Erste Ergebnisse der Studie bestätigen, dass ein spezieller Kaliumkanal mit der Bezeichnung „THIK-1“ tatsächlich ein möglicher Schlüssel zu neuen Therapien gegen Alzheimer sein könnte. In ihrem Artikel1 beschreiben die Autoren wichtige Erkenntnisse über die Funktionsweise von THIK-1, die sie erstmals an menschlichem Hirngewebe gewinnen konnten. „THIK-1 kann die Freisetzung eines stark entzündungsfördernden Stoffes namens Interleukin-1 beta durch die Mikrogliazellen im Gehirn kontrollieren. Die Blockade des THIK-1-Kanals durch Medikamente könnte ein vielversprechender Ansatz zur Behandlung von Entzündungen im Gehirn sein, die ein entscheidender Faktor bei vielen neuronalen Erkrankungen sind. Würde THIK-1 durch ein Medikament gehemmt, könnten die Entzündungsprozesse eingedämmt werden und die Hirnfunktion würde sich wieder normalisieren“, so Madry.
Ein entscheidender Vorteil für das Projekt war die Möglichkeit, mit menschlichem Hirngewebe zu arbeiten. Dieses Gewebe, welches zum Beispiel bei Operationen von Menschen mit therapieresistenter Epilepsie entnommen wird, ermöglichte es den Forschern die Funktion von THIK-1 direkt im menschlichen Gehirn anstatt in sonst üblichen Mausmodellen zu untersuchen. 

Erste Tests in Zusammenarbeit mit pharmazeutischer Industrie angelaufen

Basierend auf den Erkenntnissen, die Madrys Team erzielt hat, ist inzwischen durch Initiative eines in Großbritannien ansässigen Pharmaunternehmens eine Phase-1-Studie angelaufen, in denen die Wirkstoffe für eine mögliche Anwendung an Menschen mit Amyotropher Lateralsklerose (ALS) und Alzheimer getestet werden. Ziel der Studie ist es zunächst herauszufinden, wie ein THIK-1 hemmendes Medikament im menschlichen Körper wirkt und ob es sicher und verträglich den Patienten verabreicht werden kann. 

1 Rifat A et al. J Neuroinflammation 21, 58 (2024). 
DOI: 10.1186/s12974-024-03042-6
Quelle: Alzheimer Forschung Initiative e. V.

Interessiert an neuen Fortbildungen oder Abrechnungstipps?

Abonnieren Sie unseren Infoletter.
 

Zur Infoletter-Anmeldung

x
Newsletter-Anmeldung