Omega-6-Fettsäuren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Welche Rolle spielen Omega-6-Fettsäuren bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und beim Diabetes? Mannheimer Wissenschaftler haben zusammen mit Forschenden aus Heidelberg, Frankfurt und Hangzhou in China den Abbau von Omega-6-Fettsäuren untersucht und dabei neue Erkenntnisse darüber gewonnen, wie deren Oxidationsprodukte den Stoffwechsel beeinflussen.

Einerseits senken Omega-6-Fettsäuren vermutlich das Risiko, an kardiovaskulären Erkrankungen zu erkranken, indem sie den Fettspiegel und den Blutdruck positiv beeinflussen. Ein Zuviel dieser essenziellen Fettsäuren steht jedoch im Verdacht, über ihre entzündungsfördernde Wirkung frühe Stadien der Gefäßverkalkung zu induzieren und so Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu begünstigen.

Die Arbeitsgruppe von Prof. Jens Kroll vom European Center for Angioscience (ECAS) der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg untersuchte zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) sowie der Universität Frankfurt und der Zhejiang Universität Hangzhou, China, das Oxidationsprodukt tt-DDE. Zunächst galt es herauszufinden, welches Enzym das ­tt-DDE abbaut. Die Forschenden entdeckten, dass die Aldehyd-Dehydrogenase 9a1b diese Aufgabe übernimmt.

Modell im Zebrafisch

Mit diesen Informationen entwickelten die Forschenden im Zebrafisch ein Modell, mit dem sich die Auswirkungen hoher tt-DDE-Spiegel erforschen lassen. Sie stellten fest, dass mit einem erhöhten tt-DDE-Spiegel eine Störung des Zuckerstoffwechsels einhergeht – vergleichbar mit einem milden Diabetes – sowie eine Störung der Funktion und Bildung von Blutgefäßen, wie sie ebenfalls für Diabetes typisch ist.

Auch dem Mechanismus kamen die Forschenden auf die Spur: Sie konnten nachweisen, dass tt-DDE die Funktion des Insulinrezeptors hemmt, indem es an ihn bindet. Die blutzuckersenkende Wirkung des Insulins, das im gesunden Organismus unter anderem den Glukosetransport aus dem Blut in die Zelle aktiviert, kann sich damit nicht entfalten und ist vermutlich verantwortlich für die beobachtete Überzuckerung im Blut.

Neue Funktion entdeckt

Kroll sagt dazu: „Wir haben bei der Untersuchung eines Abbauprodukts von Omega-6-Fettsäuren eine neue Funktion der Aldehyd-Dehydrogenase 9a1b entdeckt. Da das Enzym den Spiegel an ­tt-DDE reguliert, ist es auch ein wichtiger Regulator des Glukosemetabolismus und könnte ein wichtiger Bestandteil bei der Entstehung der Diabeteserkrankung sein. Wir wollen nun zunächst erforschen, ob es eine Subgruppe von Diabetikern gibt, die aufgrund eines zu hohen ­tt-DDE-Spiegels Folgeschäden entwickeln – entweder, weil der tt-DDE-Abbau zu gering oder die tt-DDE-Anflutung durch Oxidation von Omega-6-Fettsäuren zu hoch ist.“

Wichtiger Meilenstein

Daran schließt sich eine wichtige ­Frage an, der die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ebenfalls nachgehen wollen: Gibt es Menschen mit einem milden Diabetes, der durch eine Störung der Aldehyd-Dehydrogenase 9a1 Funktion verursacht wird – und könnte die Aldehyd-Dehydrogenase 9a1 der Schlüssel zu einer neuen Therapie sein?

Krolls Arbeitsgruppe sei mit dieser Arbeit ein wichtiger Meilenstein im Verständnis, wie Oxidationsprodukte der Omega-6-Fettsäuren den Stoffwechsel beeinflussen, gelungen, der möglicherweise auch etwas Licht in die doch etwas komplexeren Wirkungen von Omega-Fettsäuren bringen werde, teilt die Universitätsmedizin Mannheim mit.

 

Literatur:
Qian X et al. Adv Sci 2024;11(4): e2302325.  DOI: 10.1002/advs.202302325

Quelle: Universitätsmedizin Mannheim

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