Teledermatologie auf dem Vormarsch – Welche Anwendungen gibt es und was ist ihr Ansatz?

Die Dermatologie eignet sich – wie sonst wahrscheinlich nur die Radiologie – für die Nutzung telemedizinischer Softwarelösungen. Zu Zeiten von zunehmendem Mangel an Fachärztinnen und -ärzten aber auch Medizinischen Fachangestellten bietet der Einsatz der Teledermatologie neben Flexibilität auch Effizienzgewinne.

Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) unterstützt schon seit längerem die digitalen Potenziale der Teledermatologie und hat in 2020 die Erstellung einer S2k-Leitlinie für diesen Teilbereich der Telemedizin koordiniert.* Entsprechend groß ist das heutige Angebot teledermatologischer Anbieter. Die meisten Lösungen in der Teledermatologie stützen sich auf das „store-and-forward“-Prinzip, d. h. Befundbilder werden asynchron und zeitversetzt durch Hautärztinnen und -ärzte begutachtet. Hieraus ergibt sich für die dermatologische Praxis die Chance auf ein hybrides und zeiteffizientes Versorgungsmodell. Gerade zur Behandlung von chronisch Erkrankten oder Personen, die auf eine Langzeittherapie angewiesen sind, bieten sich hier Chancen. 

Beispiel: Nagelmykose

Eine Systemtherapie wird in der Praxis eingeleitet. Die weitere Therapie erfolgt in Eigenregie im häus­lichen Umfeld. Zur Therapie- und Verlaufskontrolle entfallen nun orts- und termingebundene Praxisbesuche, da durch die teledermatologische Versorgung repräsentative Befund­bilder asynchron ausgewertet werden können. 

HintergrundObwohl bereits viel über Digital Health (E-Health) gesprochen wird, kommt die Digitalisierung in der Medizin bis heute nur schleppend in Gang. Zu den bisher etablierten digitalen Behandlungsmethoden zählen telemedizinische Leistungen. Neben der Abschaffung des Fernbehandlungsverbots im Jahr 2018 war besonders die Corona-Pandemie hierfür ein Katalysator.

 

Die Vorteile liegen hier auf der Hand:

Es entsteht eine flexible, orts- und zeitunabhängige Versorgung. So wird die Praxis weniger durch Wiedervorsteller frequentiert und in Summe bleibt mehr Zeit für das Patientengespräch vor Ort. Den Patientinnen und Patienten bleibt der Weg und die für den Praxisbesuch investierte Zeit erspart. Auch die Praxisadministration wird geschont. Die Abrechnung erfolgt bei den bildbasierten Verfahren allerdings als Individuelle Gesundheitsleistung.

Videosprechstunde 

Eine synchrone Lösung bietet die Videosprechstunde, in der direkt kommuniziert wird. Die Videosprechstunde bietet neben dem Arzt-Patientengespräch zwar den Vorteil der Abrechenbarkeit über den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM), findet aber insgesamt in der Dermatologie deutlich seltener statt. Denn sie ist hauptsächlich mit einem höheren organisatorischem Aufwand (z. B. Terminfindung) verbunden und die meist schlechtere Bildqualität im bewegten Video wirkt sich einschränkend auf die Diagnostik aus.

Auf einen Blick

Die Dermatologie gehört zu den führenden Fachbereichen in der telemedizinischen Versorgung von Patientinnen und Patienten.

Der Goldstandard in der Teledermatologie ist die zeitversetzte, asynchrone Versorgung durch digitale Bildbegutachtung.  

Hybride Versorgungsmodelle können Effizienzen steigern und gleichzeitig den administrativen Aufwand in Praxen sowie den zeitlichen Aufwand auf Patientenseite reduzieren.

Die vorhandenen Anbieter am Markt verfolgen unterschied­liche Ansätze, aber bieten allen dermatologischen Kolleginnen und Kollegen aktive Teilnahmemöglichkeiten und tragen so letztendlich zu einer verbesserten Patientenversorgung bei.

Teledermatologische Anbieter 

In Deutschland werden aktuell hauptsächlich zwei unterschiedliche, asynchrone teledermatologische Anwendungsmodelle verfolgt. Die Mehrzahl der Anbieter wie z. B. derma2go, dermanostic oder dermafy sind geschlossene Plattformen und beschäftigen eigene Hautärztinnen und -ärzte. Sie beurteilen die Patientenfälle, die über die Anbieter-Webseite eingereicht werden. Patienten erhalten hier innerhalb von 24 Stunden eine ärztliche Diagnose und bedarfsweise auch ein Rezept.

Der Anbieter Onlinedoctor betreut keine eigene Patientenschaft, sondern bietet eine offene Plattform für Hautärztinnen und -ärzte an. Teilnehmende Ärztinnen und Ärzte können über die Webseite des Anbieters oder einen hinterlegten Link auf der eigenen Praxis-Webseite Patientinnen und Patienten betreuen. Letztere können also ihre Praxis nicht nur vor Ort, sondern auch „digital“ besuchen. Sie kooperieren mit großen Krankenkassen in Deutschland. 

Der Anbieter doctorderma vereint beide Ansätze. Er betreut zum einen Patientinnen und Patienten durch angestellte Dermatologinnen und Dermatologen, aber bietet seine Softwarelösung auch allen niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen in Deutschland zur eigenen Nutzung an. Mit dieser individualisierbaren Softwarelösung können Hautarztpraxen ihrem Patientenstamm teledermatologische Leistungen per Link über die eigene Praxis-­Webseite zur Verfügung stellen. 

Fazit

Die digitale Dermatologie in Form der Teledermatologie hat das Stadium der „Akzeptanz“ überschritten und ist mittlerweile ein festes Element in der dermatologischen Patientenversorgung. Denn sie ermöglicht einen barrierefreien Zugang zu einer effizienten und zeitnahen Diagnose von Hauterkrankungen trotz zunehmendem Fachkräftemangel. Die derzeit vorhandenen Lösungen bieten allen dermatologischen Kolleginnen und Kollegen einen direkten und niederschwelligen Zugang zu digitalen Behandlungsmöglichkeiten um diese als hybrides Versorgungsmodell in den Praxisalltag zu integrieren und so Fortschritte in der Digitalisierung der Dermatologie aktiv mitgestalten zu können.

*Die Leitlinie finden Sie unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-097l_S2k_Teledermatologie_2021-03.pdf 

Dr. Christian Drerup 
niedergelassener Dermatologe 
Geschäftsführer von doctorderma
c.drerup@cloud-doctor.io
doctorderma.de

Interessiert an neuen Fortbildungen oder Abrechnungstipps?

Abonnieren Sie unseren Infoletter.
 

Zur Infoletter-Anmeldung

x
Newsletter-Anmeldung