Wirtschaftsmagazin für die frauenärztliche Praxis 5/2022

Stillen Scharfstoff aus Pfeffer gelangt in Muttermilch Muttermilch ist in der Regel die erste Nahrung, die Babys zu sich nehmen. Verschiedene Studien lassen dabei annehmen, dass das frühkindliche „Geschmackserlebnis“ auch das Ernährungsverhalten im Erwachsenenalter beeinflusst. Im Gegensatz zu standardisierter Säuglingsnahrung schmeckt und riecht natürliche Milch jedoch nicht jeden Tag gleich. Die Unterschiede sind dabei zu einem erheblichen Anteil auf die mütterliche Ernährung zurückzuführen. Allerdings übertragen sich der Geschmack und das Aroma einer von der Mutter verzehrten Speise nicht eins zu eins auf deren Milch. Zwar haben Forschende für geruchs- oder geschmacksaktive Stoffe aus Knoblauch oder Kaffee schon nachgewiesen, dass diese in die mütterliche Milch gelangen – zum Teil als geruchsaktives Stoffwechselprodukt. Aromastoffe aus Fischöl oder Stilltee fielen diesbezüglich jedoch kaum oder gar nicht ins Gewicht. Wie umfangreiche massenspektrometrische Analysen nun zeigen, ist Piperin, welches für die Schärfe von Pfeffer verantwortlich ist, bereits eine Stunde nach dem Verzehr eines standardisierten Currygerichts für mehrere Stunden in der Milch nachweisbar. Dass die Säuglinge, die Schärfe bewusst wahrnehmen, scheint aufgrund zu geringer Konzentrationen jedoch eher unwahrscheinlich. Scharfstoffe aus Ingwer oder Chili sowie der ebenfalls reichlich im Curry enthaltene sekundäre Pflanzenstoff Curcumin gelangten dabei nicht in die Milch. — N´Diaye K et al. Mol Nutr Food Res (2021). DOI: 10.1002/mnfr.202100508. Quelle: Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie Frühgeborene Unausgeglichenes Proteinverhältnis im Blut bei Wachstumsretardierung In der Schwangerschaft kann ein Ungleichgewicht in Proteinen wie der „löslichen Fms-­ like Thyrosinkinase-1“, kurz sFLT-1, und dem plazentaren Wachstumsfaktor PlGF das Risiko für Störungen der Plazentafunktion und eine Wachstumsretardierung des Kindes erhöhen. Deshalb wird vor allem bei Risikopatientinnen das Verhältnis von sFLT-1/PlGF im Serum bestimmt. In einer Studie mit 88 Frühgeborenen wurde die Spontanmotorik (sog. „General Movements“) von Kindern imAlter von 3–5 Monaten beurteilt. Anhand der sFLT-1/ PlGF-Ratio im mütterlichen Blutserum wurden zwei Gruppen unterschieden: Kinder von Müttern mit einem ausgeglichenen Verhältnis und Kinder, bei deren Müttern das Verhältnis erhöht war. Wachstumsretardierten Frühgeborenen mit einem schlechteren motorischen Outcome stammten zu 91% aus einer Schwangerschaft mit einer erhöhten sFLT-1/PlGF-Ratio der Mutter. Ein direkter statistisch bewiesener Zusammenhang zwischen einer erhöhten Ratio und einem schlechteren motorischen Outcome zeigte sich jedoch bisher in der untersuchten Kohorte nicht. — Middendorf L et al. Front Endocrinol (2022). DOI: 10.3389/fendo.2022.913514. Quelle: Universitätsklinikum Essen BILD(ER): MARIA PETRISH, CHIARI VFX – SHUTTERSTOCK Brustkrebs Progesteronhemmer könnte Risiko reduzieren Frauen mit vererbten Mutationen in den BRCA1- oder BRCA2-Genen weisen ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs auf. Forschungen haben nun gezeigt, dass Östrogen- und Progesteronspiegel bei BRCA1/2Mutationsträgerinnen im Vergleich zu Frauen ohne diese Mutationen während des Menstruationszyklus erhöht sind. Progesteron führt jedoch zur vermehrten Teilung sogenannter Vorläuferzellen und erhöht so das Risiko für die Entstehung von Brustkrebs erheblich. In einer neuen Studie wurde eine epigenetische Methode entwickelt, mit der der Anteil dieser Vorläuferzellen bestimmt und so das Brustkrebsrisiko abgeschätzt werden kann. Der neue „WID-Breast-29-Index“ untersucht die DNA-Methylierung in 29 Regionen unseres Genoms. Je häufiger sich Vorläuferzellen teilen, umso höher wird das Ausmaß der Methylierung. Anhand des WID- Breast-29-Index konnte gezeigt werden, dass der Progesteronhemmer Mifepriston den Anteil der alten und damit gefährlichen Vorläuferzellen bei BRCA–Mutationsträgerinnen verringert und dementsprechend sehr wahrscheinlich das Krebsrisiko senkt. Die Einnahme von Mifepriston könnte demnach möglicherweise das Krebsrisiko ausreichend verringern; dies muss jedoch noch geprüft werden. — Bartlett TE et al. Genome Medicine (2022). DOI: 10.1186/ s13073-022-01063-5 Quelle: Universität Innsbruck MAGAZ I N 8 Wirtschaftsmagazin für die frauenärztliche Praxis 5/2022

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